Herr G. Johannsen: „[…]und dass ich der Stormarnschule – und ihren Schülern und Schülerinnen natürlich auch – alles Gute wünsche.“

Herr G. Johannsen: „[…]und dass ich der Stormarnschule – und ihren Schülern und Schülerinnen natürlich auch – alles Gute wünsche.“

20. Juni 2019 0 Von Arian Cornelius

Lesedauer: 7 min.

 

1) Nach 30 Jahren werden Sie bald die Stormarnschule verlassen. Welche Fächer unterrichteten Sie?

Also ich unterrichtete in erster Linie Mathematik & Physik und gelegentlich auch mal Astronomie und Informatik.

 

2) An welchen dieser vier Fächer hatten Sie am meisten Spaß?

Ach, eigentlich habe ich alles sehr gerne gemacht, aber, wenn ich es jetzt festlegen soll, dann mache ich eigentlich am allerliebsten Mathematik – noch ein bisschen lieber als Physik, weil ich an diesem Fach dieses logische Denken und, dass man nur mit Rechnen und Nachdenken Zusammenhänge herausfinden kann, faszinierend finde.

 

3) Welche Fächer fielen Ihnen während Ihrer Schulzeit am schwersten?

Also meine starke Seite war nicht Geschichte. Aber in Deutsch, als es dann an das Interpretieren von Gedichten und Stücken ging, war ich auch nicht so wahnsinnig gut.

 

4) Was war Ihr Traumberuf, bevor Sie Lehrer geworden sind?

Also, wie die meisten Schüler ja wissen, bin ich ein Eisenbahn-Fan. Ich wäre also damals schon gerne – ohne genaue Vorstellungen zu haben was – zur Bahn gegangen. Aber der Grund, warum ich es dann nicht bin, liegt daran, dass sie mit reiner Mathematik und reiner Physik nicht so viel anfangen können. Dann hätte ich mehr so etwas wie Maschinen-Bau oder Elektrotechnik machen müssen.

 

5) Mit welchen Erwartungen sind Sie an die Stormarnschule gekommen?

Ja, das ist in der Tat schwierig zu beantworten, weil ich von der Stormarnschule überhaupt nichts wusste, und ich habe mich damals nach dem Examen, welches ich in Hamburg gemacht habe, eigentlich in fast allen Bundesländern beworben und es war dann mehr oder weniger Zufall, dass es dann halt an der Stormarnschule geklappt hat. Aber bald hat sich das als sehr gut herausgestellt. Ich bin froh, hier gelandet zu sein, gerade, was man oft auch so von anderen Schulen hört, glaube ich, haben wir es hier als Lehrer sehr gut – bei allem, was einen manchmal ärgert, aber insgesamt ist es toll hier.

 

6) Was hat sich in diesen 30 Jahren alles geändert?

Die gravierendste Änderung, finde ich, ist eigentlich, dass es damals noch ein Kurs-System gab (Leistungs- und Grundkurse) und jetzt eben – nach der Oberstufen-Reform – es nur noch die Profile gibt. Ich fand, ehrlich gesagt, das alte System besser. Und was immer so gesagt wird, dass die Schüler immer schlechter werden, glaube ich nicht. Manches hat sich vielleicht verändert, aber dass man allgemein sagen kann, dass Schüler immer schlechter werden, dass sehe ich nicht so.

 

7) Was genau kann man sich denn unter diesen Kursen vorstellen?

Also, damals war das eben so, dass es Grundkurse gab, in denen es einfacher war, und Leistungskurse, in denen die Ansprüche besonders hoch waren. Man konnte zwei Leistungskurse wählen und der Vorteil war eben, dass die Schülerinnen und Schüler nach ihren Interessen die Kurse wählen konnten. Also wer besonders gut in Mathe und Physik war, hat das als Leistungskurs genommen. Wer gut in Sprachen war, hat Deutsch und Englisch genommen. Und vor allem war es möglich, aus verschiedenen Gebieten etwas zu wählen. Also wer gerne Mathematik und Französisch haben wollte, konnte das machen und ich glaube, dass da dann auch tatsächlich Sachen gelehrt wurden, die heute unter den Tisch fallen. In Mathematik und in Physik ist das ganz klar. Da gibt es Themen, die heute nicht mehr drankommen, weil man sie eben in den normalen Kursen nicht machen kann. Die Spezialisierung war damals größer.

 

8) Wieso werden diese Themen nicht mehr unterrichtet?

Weil es durch den Fortfall des Kurssystems keine Grund- und Leistungskurse mehr gibt. Es gibt sowohl in Mathematik wie auch in Physik Themen, die so anspruchsvoll sind, dass man sie nicht mit allen Schülern behandeln kann. Sie konnten aber in den Leistungskursen unterrichtet werden, in denen nur Schüler waren, die für diese Fächer besonders begabt waren.

 

9) Was gefällt Ihnen an der Stormarnschule?

Ja, also einmal natürlich das, was ich vorhin schon gesagt habe, dass wir, glaube ich, im Großen und Ganzen Schüler und Schülerinnen haben, mit denen man gut umgehen kann, die lernwillig sind, die – nicht immer (lacht), aber oft – interessiert sind und mit denen man gut arbeiten kann. Das, glaube ich wirklich, ist in vielen anderen Schulen nicht in diesem Maße so.

 

10) Was wäre Ihrer Meinung nach ausbaufähiger? Gibt es dort etwas oder finden Sie alles gut?

Also, das eine ist natürlich ganz klar: Ich würde mir wünschen, dass hier die Infrastruktur – was Computer und Internet anbelangt – besser funktionieren würde. Das ist ganz oft, dass es nicht geht oder unkomfortabel ist. Und das zweite ist: Ich hätte hier gerne als Lehrer einen Platz zum Arbeiten. Ihr habt ja sicherlich schon einmal einen Blick ins Lehrerzimmer geworfen. Jeder Lehrer hat dort etwa einen 80cm breiten Platz und das ist zum Arbeiten zu wenig. So, wie die Schule zu Ende ist, muss man im Grunde nach Hause gehen und da arbeiten. Dann glauben einem die Leute nicht, dass man dann noch etwas zu tun hat (lacht).

 

11) Wenn Sie einmal zurückblicken – würden Sie dann noch einmal Lehrer werden wollen?

(Sofort) Ja, ich habe es nie bereut. Ich habe die Arbeit immer gerne gemacht. Ich glaube, dass ist in jedem anderen Beruf auch so, dass es irgendwann mal Sachen gibt, die stressig sind, oder dass man sich über etwas ärgert. Aber, wenn ich alles zusammen nehme, ist das ein schöner Beruf, der Spaß macht und wo man auch viele Freiheiten hat. Natürlich, wir haben einen Lehrplan und es gibt bestimmte Themen, die man unterrichten muss, aber wie und mit welchen Methoden, wie lange und wann, das kann man immer alles selbst entscheiden. Dort redet einem auch keiner hinein. Abwechslungsreich ist es auch – man kann dreißig Jahre hier gewesen sein und erlebt immer noch Dinge, die neu sind und wo man dann sagt: „Ach Mensch, das ist klasse, das ist noch nie passiert!“ Das macht es sehr interessant.

 

12) Und zum Schluss: Was möchten Sie uns Schülern mit auf den Weg geben?

Wenn ich manchmal Freistunden habe oder nur Klassen beaufsichtigen muss, dann blättere ich manchmal im Klassenbuch und dann denke ich regelmäßig: „Oh toll, was dort alles so gelehrt wird.“ Ich meine jetzt nicht nur in meinen Fächern, sondern auch in anderen Fächern und dass ihr das, was ihr hier lernen könnt, wirklich aufnehmt und – natürlich weiß man nicht immer, wofür man das später mal im Leben braucht – aber alle Schüler lernen hier ganz tolle, spannende Sachen, finde ich – eben nicht nur in meinen Fächern. Ich würde es auch für Deutsch, Englisch, Biologie oder was auch immer sagen und dass das vielleicht ein Teil der Schülerinnen und Schüler ein bisschen mehr würdigt und erkennt, was für tolle Möglichkeiten einem an der Schule geboten werden. Ich selber habe es oft in einigen Fächern spät gemerkt. Ich habe etwas gelernt, wo ich auch als Schüler gedacht habe: „Warum soll ich das jetzt eigentlich lernen?“ Es gibt Dinge, wo man das erst später merkt. Das ist mir jedenfalls so ergangen.

 

13) Möchten Sie noch etwas ergänzen?

Vielleicht noch, dass ich mich schon irgendwie darauf freue, dass ich eben nicht mehr jeden Tag zur Schule gehen und arbeiten muss, aber dass ich meine Arbeit immer gerne gemacht habe und dass ich der Stormarnschule – und ihren Schülern und Schülerinnen natürlich auch – alles Gute wünsche.

 

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!