#SaveyourInternet

#SaveyourInternet

6. November 2018 0 Von Bennet Martins

„Das Coole an Elefanten ist, dass sie so lange Rüssel haben. Das macht sie so cool.“

Mit diesen sinngemäß übersetzten Sätzen wurde eine Ära des Internets eingeleitet. „Me at the zoo“ heißt das erste Video auf YouTube. Es wurde von Jawed Karim, einem der Gründer, am 23.4.2005 hochgeladen.
Doch mit YouTube und anderen Webseiten oder gar dem ganzen Internet, wie wir es zur Zeit kennen, könnte bald Schluss sein!

Internet-Erfinder Tim Berners-Lee und Wikipedia-Gründer Jimmy Wales haben sich schon gegen Artikel 13 der Richtlinie über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt ausgesprochen. Die Leiterin von YouTube, Susan Wojcicki, hat nun auch noch einmal zum Protest mit #SaveyourInternet aufgerufen. Doch fangen wir von vorne an:

Während wir im Sommer die WM verfolgt haben, wollte die EU beschließen, dass Upload-Filter Pflicht für alles im Internet werden. Genutzte Musik von großen Interpreten, Bilder von anderen Leuten fremd hochgeladen: davor möchte die EU die Eigentümer schützen. Upload-Filter sollen kontrollieren, ob fremdes Material benutzt wird. Die Problematik dabei: Alles, was ins Internet gestellt wird, muss überprüft werden, denn durch das neue Gesetz haftet nun die Plattform und nicht mehr der Veröffentlicher.
YouTube hat zum Beispiel schon seit langem das vergleichbare Content ID-System: Wer in seinen Videos fremde Musik oder andere Inhalte benutzt, wird geclaimed und der Inhaber des originalen Inhaltes darf darüber entscheiden, was mit dem Video passiert.
Doch dieses Content ID-System funktioniert auch nicht immer genau. So wurden Videos von Inhabern geclaimed, deren Inhalte in anderen sog. „Reaktionvideos“ zu sehen waren. Also genau falsch herum, aber das kann der Algorithmus nicht genau erkennen.
Die Richtlinie über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt mit ihren Upload-Filtern soll aber nicht nur für YouTube gelten, sondern für das gesamte Internet: DU sollst kontrolliert werden, was du bei Instagram postest, bei Twitter veröffentlichst, bei Facebook von dir gibst. Es könnte nicht dir gehören. Auch Memes wären dann verboten, denn sie beinhalten geklauten Inhalt. Die Kontrolle macht einen riesen Aufwand und deswegen kann es gut sein, dass Websites lieber nichts oder nur wenig veröffentlichen werden, solange es den Gesetzen entspricht. Das heißt auch, dass eventuell tausende YouTube-Videos oder sogar Kanäle, Tweets, Facebook-Beiträge und vieles mehr gelöscht werden müssen und somit auch viele Menschen hier in Europa ihren Job verlieren könnten.

Dass das nicht allen Bürgern der EU gefällt, ist klar und deshalb wurde von allen Seiten dazu aufgerufen, die Stimme zu erheben. Bei Petitionen unterschreiben oder Politiker anschreiben, Hauptsache die Richtlinien werden nicht angenommen. Am 5. Juli wurde erst einmal im Plenum gegen solch einen Artikel gestimmt. YEAY! Doch das Problem: Der Entwurf wurde leicht verändert und stand am 12.9.2018 wieder zur Abstimmung bereit. Und es kam, wie es kommen musste: 53%, und damit die Mehrheit, stimmte u.a. für Upload-Filter und das Leistungsschutzrecht (auf welches ich in diesem Artikel nicht weiter eingehe). Niederlage für das freie Internet. Sollten bald Rechte wie das Zitat-Recht oder die Meinungs- und Pressefreiheit im Internet nicht mehr gelten?

Zurzeit sieht es ganz danach aus, dass das Gesetz kommt. ABER: Es werden immer noch Änderungswünsche eingereicht, welche in diese Richtlinien einfließen sollen. Diese Richtlinien um den berühmten Artikel 13 werden also weiter verändert, sodass bald (noch vor der Europawahl 2019) noch einmal (vermutlich für das Gesetz) abgestimmt werden soll. Geändert wurde zum Beispiel schon, dass „Inhalte in diversen Formen und zu unterschiedlichen Zwecken [hochgeladen] oder [bereitgestellt werden] können, unter anderem zur Veranschaulichung von Gedankengut, zur Äußerung von Kritik oder zwecks Parodie oder Persiflage.“ Mit anderen Worten: Memes wären erlaubt! Aber wie sieht es mit der 13 Jahre alten Video-Plattform und anderen Webseiten aus?

Auf diese wichtige Frage gibt es von der EU noch keine Antwort. Deshalb ist #SaveyourInternet eine Initiative von YouTube-Leiterin Wojcicki. Sie fordert dazu auf, Videos, Tweets, … mit #SaveyourInternet zu veröffentlichen und auf die Probleme aufmerksam zu machen. Die Idee mit dem Hashtag ist keine schlechte Idee, aber es geht hier auch um YouTubes Zukunft. YouTube ist ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen, welches versucht, kostengünstig und einfach die Probleme zu beheben. YouTube instrumentalisiert förmlich jeden, noch einmal etwas zu sagen (was auch nicht schlecht ist!), aber man könnte sich auch mit den Richtlinien weiter auseinandersetzen.

Bis vor nicht all zu langer Zeit durften auf YouTube in Deutschland keine Musikvideos gezeigt werden, weil YouTube keine Rechte von der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) hatte. Plötzlich aber hat YouTube einen Vertrag ausgemacht und seitdem ist dies möglich. Das Gleiche könnte auch jetzt mit den neuen Richtlinien passieren, wenn YouTube dafür Geld in die Hand nimmt und mit den Verantwortlichen spricht. Um kostengünstig davon zu kommen, ist es daher auch nicht sehr verwunderlich, dass YouTube eine eigene Website mit Infos zu #SaveyourInternet erstellt hat und dass Susan Wojcicki in einem offenen Brief noch einmal die Probleme anspricht.

Aber es geht hier nicht nur um diese als Beispiel benutzte Video-Plattform, sondern um alle größeren Webseiten im Internet. Es werden zwar schon Änderungen gemacht, aber ihr könnt Politikern eure Ideen zukommen lassen oder mit einer Unterschrift die Petition auf change.org unterstützen. Hauptsache, man macht andere auf die geplante Richtlinie aufmerksam, damit diese nicht so schwammig vorformuliert wird wie die DSGVO und trotzdem alle ihre Vorteile aus den Richtlinien ziehen können! Es wäre schade, wenn Webseiten wegen dieser Richtlinien geschlossen werden.