Lebensgeschichte von Fritz Ulrich Rath (1919-2007)
Flucht ins Ausland
1919 Kam ein Jahr nach Beendigung des Ersten Weltkrieges in Ahrensburg zur Welt. Wohnte mit der Familie in der Waldstr. 8.
1921 Geburt der jüngeren Schwester Doyle. Wohlhabendes Elternhaus, Dienstboten, dennoch laut Zeitzeugen zu Fleiß und Bescheidenheit erzogen.
Ab 1929 Besuch des Gymnasiums in Wandsbek.
1933 Als Fritz Ulrich 14 Jahre alt ist, kommen die Nationalsozialisten an die Macht. Seine jüdische Mutter zieht sich von da an völlig aus der Öffentlichkeit zurück. In der Schule in Wandsbek entstehen ihm seiner Erinnerung nach als „Halbjude“ kaum spürbare Nachteile. Er erinnert sich allerdings an einen Vorfall, der ihn als Teenager sehr kränkte: Trotz sehr guter sportlicher Leistungen verweigerte man ihm aufgrund seiner Herkunft ein Sportabzeichen.
1935 Drei Jahre vor seinem Abitur Einschränkung seiner Zukunftsperspektiven durch die Nürnberger Rassegesetze. Zugang zu Hochschulen und Universitäten untersagt, Verbot von Eheschließungen mit Ariern, zahlreiche Berufsverbote für „Nichtarier“. Im November wird Juden das Wahlrecht aberkannt. Auflösung des Bankhauses seines Onkels Georg. Flucht seiner Tante Clara Ehrenberg mit Ehemann David in die USA. Fritz Ulrich ist 16 Jahre alt, als der Vater in Ahrensburg denunziert und angezeigt wird.
1938 Abitur in Wandsbek
17. August Einführung der Zwangsvornamen „Sara“ und „Israel“ für jüdische Bürger.
27. August Die Mutter nimmt sich das Leben. Fritz Ulrich ist 19 Jahre alt.
November Reichspogromnacht. Zerstörung von Synagogen überall in Deutschland, Verhaftungen,
Zwangssteuern für Juden, Beschlagnahmung der Vermögen von auswandernden Juden.
1939 Der Onkel Georg Tillmann vermittelte Fritz Ulrich einen Vertrag als Angestellter in einer Exportfirma in Niederländisch-Indien (heute Indonesien).
Am 25. August, eine Woche vor Kriegsausbruch, verließ er Deutschland und reiste dann auf abenteuerlichen Wegen durch neutrale Länder. Kam vier Monate später im Dezember 1939 in Celebes (heute Sulawesi) an und trat seinen Posten an.
1940 Im Mai Verhaftung durch die Niederländer als „feindlicher Ausländer“, Internierung in einem Zivilgefangenenlager, als Internierter mehrfach verlegt, insgesamt 6,5 Jahre hinter Stacheldraht.
1946 Ende des Jahres Rückkehr nach Ahrensburg
1948 Übersiedlung nach England, dort erhielt er mithilfe seines Vetters Dr. Wolf Tillmann ein Visum für die USA. Auswanderung in die USA, Aufenthalt zunächst bei seiner Tante Clara Ehrenberg nach Cincinnati /Ohio.
1949 Heirat mit Carolyn Forbriger, drei Kinder: Susan, Steven und Alan. Kaufmännische Tätigkeiten in Handelsfirmen.
2007 Verstorben am 28.Juli in Cincinnati /Ohio.