Dorle Rath

Dorle Rath

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Lebensgeschichte von Dorle Rath (1921-1989)

In Deutschland mit der Hilfe von Freunden überlebt

1921 Geboren in der Waldstr. 8 in Ahrensburg als Tochter wohlhabender, gut integrierter Eltern, zweites Kind von Dr. Hugo und Veronika Rath.

Erhält als Kind Cello- , Klavier- und Gesangsunterricht.

Nach 1933 Die Familien von Dorles Onkel Georg Tillmann und ihrer Tante Clara Ehrenberg wandern ins Ausland aus.

1935 Durch die Nürnberger Rassegesetze wird Dorle (14) als „Halbjüdin“ zu einer Bürgerin zweiter Klasse. Universitäten sind ihr versperrt, sie darf in Deutschland keine Ehe mit Menschen „arischer“ Abstammung eingehen, Juden wird das Stimmrecht entzogen, es gibt zahlreiche Berufsverbote…

1938 Als sie 17 Jahre alt ist, nimmt sich die Mutter aus Verzweiflung das Leben.

1939 Dorle macht am Lyzeum in Wandsbek ein Werkabitur.

In der Folgezeit Ausbildung zur Krankengymnastin und medizinischen Bademeisterin in Berlin, als „Halbjüdin“ darf sie kein Staatsexamen machen.

August 1939  Eine Woche vor Kriegsausbruch Ausreise des Bruders nach Niederländisch-Indien, Dorle ist 18 Jahre alt und bleibt allein mit dem kranken Vater in Ahrensburg zurück.

1940 Als Dorle 19 Jahre alt ist, stirbt Dr. Hugo Rath in der Waldstr. 8.

1939-1945 Hält sich während des Krieges vorwiegend in der Waldstr. 8 in Ahrensburg auf. Hilft dort bei der Versorgung der Patienten des vom Vater geerbten Ambulatoriums, darf aber selbst nicht die Leitung übernehmen, dies tut einer der Ahrensburger Ärzte, die weiterhin Patienten an das Ambulatorium überweisen.

1941 Einführung des Judensterns. Dorle Rath muss als Kind aus einer „privilegierten Mischehe“ (Vater Arier, Kinder nicht im jüdischen Glauben erzogen) keinen Stern tragen. Sie besucht auch nach 1939 ihre Freundin Doris Lange (ehemalige Gräfin Schimmelmann, in zweiter Ehe verheiratet mit Kurt Lange, Vizepräsident der Reichsbank) in Berlin und reist u.a. nach Sonthofen ins Allgäu.

1945 Bei Kriegsende ist Dorle Rath 24 Jahre alt.

1946 Der Bruder Fritz Ulrich kehrt nach 6,5 Jahren in südostasiatischen Internierungslagern nach Ahrensburg zurück.

Doris Lange zieht nach dem Krieg zu Dorle Rath. Sie verstirbt bei ihr im Ambulatorium.

Dorle Rath wird auf einer Hochzeitsfeier als Gesangstalent entdeckt. Sie beginnt eine Karriere als Schlagersängerin (Jazz), tritt mit dem NDR-Tanzorchester auf und bekommt 1949 einen Plattenvertrag mit der Firma Polydor.

1948 Als der Bruder aus Deutschland auswandert, ist Dorle 26 Jahre alt.

1953 Mitwirkung in Musikfilmen. Sie selbst sagte über ihre Musik: „Das ist Musik, die keinem weh tut.“ Vielleicht hat die heile Welt in diesen Schlagern ihr geholfen, durch das Leben zu kommen und die traurigen Ereignisse in ihrer Vergangenheit zu verarbeiten.

Dorle Rath übernimmt die Leitung des Ambulatoriums. Sie singt fortan nur noch in Ahrensburg im Kirchenchor, ist in der Stadt beliebt und gut integriert. Wer sie kannte, beschreibt sie als optimistisch, fröhlich und hilfsbereit. Alle Zeitzeugen sagen übereinstimmend, dass Dorle Rath nie über ihr Schicksal klagte. Den meisten, darunter auch guten Freunden, erzählte sie über die Umstände des Todes ihrer Eltern in Ahrensburg nichts. Sie reiste jährlich zur Familie des Bruders in die USA, heiratete nie und wohnte bis zu ihrem Tod in ihrem Haus in der Waldstr. 8.

1989 Dorle Rath verstirbt im Alter von 69 Jahren in Ahrensburg