Dr. Hugo Rath

Dr. Hugo Rath

st_hugo_kl

Lebensgeschichte von Dr. Hugo Rath (1876-1940)

Denunziert und in die Verzweiflung getrieben

1876 Geburt am 22. Februar in Leipzig.

Studium der Medizin, besonderes Interesse an Vorbeugung und Nachbehandlung von Krankheiten, Arbeit in verschiedenen Sanatorien, lernt Veronika Tillmann in einem dieser Sanatorien kennen.

1914 Im Alter von 38 Jahren Heirat mit Veronika Tillmann.

1914 – 1918 Meldete sich freiwillig zum Einsatz im Ersten Weltkrieg, war vier Jahre lang Stabsarzt, in dieser Zeit schrieben die Eheleute Rath sich fast täglich Briefe.

1918 Mit 42 Jahren Niederlassung in Ahrensburg, dem Wohnort seiner Schwiegereltern,

Aufbau einer Praxis.

1919 Geburt des Sohnes Fritz Ulrich.

1920 Kauf des Hauses Waldstr. 8, Interesse an Naturheilkunde, für die damalige Zeit sehr modern, ab 1921 Aufbau des ersten Ambulatoriums in Schleswig-Holstein. Räume für Krankengymnastik, Massagen, Schlammpackungen, Höhensonne, orthopädisches Turnen. Dr Rath ist in den 20er Jahren einer von drei Ärzten in Ahrensburg. Wirken im Deutschen Roten Kreuz, Leiter der Ahrensburger Sektion.

1921 Geburt der Tochter Dorle.

20er/30er Jahre Soziales Engagement: Dr. Rath führte kostenlose Schuluntersuchungen durch, unterstützte ein Heim für Kinder aus zerrütteten Familien in Hoisdorf durch ärztliche Betreuung, spendierte dort Weihnachtsgeschenke für alle Kinder.

Die Raths sind befreundet mit der Grafenfamilie Schimmelmann. Die Kinder feiern gemeinsam Geburtstage. Dr. Rath ist regelmäßig zu Gast beim jährlichen Jagdessen. Wird beschrieben als humorvoller Mann, wurde nach einem ausgelassenen Fest zum Schloss gerufen, um dem Baron von Wedel den blutenden Allerwertesten zu nähen, schrieb in die Rechnung: „Renovierung eines Madonnengesichts“.

Um 1930 Überzeugt vom Nutzen des Wassers, stiftete er Badewannen für die Siedlung an der Klaus-Groth-Str. (damals noch ein Luxus).

Nach 1933 Die Ehe der Raths gilt als „Mischehe“, die beiden Kinder als „Halbjuden“.

1935

23. September   Dr. Rath plant mit seiner Frau in einen Kurort in der Tschechoslowakei zu reisen. Er wird wegen politischer Äußerungen während eines Krankenbesuches denunziert.

1. Oktober   Entzug der Reisepässe. Den Raths wird damit die Möglichkeit genommen, ins Ausland zu reisen.

17. Oktober   Strafanzeige gegen Dr. Rath, Verfahren vor dem Sondergericht Altona wegen angeblicher „heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei“.

25. Oktober   Zeugenbericht, nach dem Dr. Rath sich abfällig über Maßnahmen gegen Juden geäußert habe und die Auswanderung prominenter Juden bedauert habe. Verdächtigung, dass Dr. Rath bei den Empfehlungen zur Kinderlandverschickung NSDAP-Familien benachteilige.

Der Sohn Fritz Ulrich berichtet später, sein Vater sei in dieser Zeit aufgefordert worden, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen.

1938 Veronika Rath nimmt sich das Leben, Dr. Rath praktiziert danach nicht mehr als Arzt. Er beginnt aus Verzweiflung zu trinken.

1940 Dr. Rath verstirbt mit 64 Jahren. Er hinterlässt zwei Kinder, Fritz Ulrich und Dorle.