Zeitzeugengespräch mit einer Auschwitzüberlebenden
Von den besten Freunden gehänselt, den Verlust der eigenen Familie erlitten und dann von der Roten Armee aus Auschwitz befreit.
So erging es Eva Szepesi (links im Bild, an der Seite ihrer Tochter Anita Schwarz), die netterweise erneut für ein informatives Zeitzeugengespräch an unsere Schule kam, welches für die zehnte Klasse und das Geschichtsprofil der elften Klasse zugänglich war.
Eva Szepesi wurde 1932 in Budapest geboren und verbrachte dort eine angenehme Kindheit in einer religiösen, jüdischen Familie. Jedoch änderte sich dies ab ihrem sechsten Lebensjahr schlagartig, als die Rassenideologie des Deutschen Reiches verbreitet wurde. Es fing damit an, dass sie von ihren besten Freunden beleidigt und beschimpft wurde. Sie konnte es nicht verstehen, war verunsichert und wurde vorsichtiger. Selbst in der Schule wurde sie von Lehrkräften diskriminiert und ausgegrenzt, woraufhin sie nach einer gewissen Zeit nicht mehr die Schule besuchte.
Ihr Vater, den sie seit ihrem zehnten Lebensjahr nicht mehr wiedersah, wurde 1943 in ein Arbeitslager einberufen.
Als die Deutsche Armee einmarschierte flüchtete sie in Begleitung ihrer Tante in die Slowakei, im Glauben ihre Familie käme hinterher. In der Slowakei wurde sie separiert von ihrer Tante in ein Konzentrationslager gebracht. Sie kam am dritten November 1944 in Auschwitz an. In Auschwitz gab sie sich als 16-Jährige aus, um zu überleben. Ab dem Alter von 16 Jahren befand man sich nämlich im arbeitsfähigen Alter. Im Anschluss wurden ihr die Haare abgeschnitten und sie wurde tätowiert. Sie wurde schlecht behandelt, erhielt kaum Nahrung und musste viel arbeiten.
Als die Rote Armee näher rückte, begannen die Soldaten der SS, Beweise zu vernichten und sich auf Todesmärsche zu begeben. Eva Szepesi wurde zurückgelassen, weil sie keine Kraft mehr finden konnte, um sich zu bewegen. Umgeben von todkranken Menschen und Verstorbenen wurde sie dann von der Roten Armee entdeckt. Sie wurde am 27. Januar 1945 befreit, ärztlich behandelt und fand ihre Kräfte wieder. Anschließend wurde sie zurück nach Budapest gebracht, wo sie sich auf die Suche nach ihrer Familie begab, jedoch fand sie lediglich ihren Onkel. Sie lebte 70 Jahre lang in Unwissenheit und dem Glauben, dass ihre Mutter und ihr Bruder eventuell noch am Leben seien. Sie konnte erst damit abschließen und trauern, als sie die Grabsteine fand. In der Zwischenzeit traf sie ihren zukünftigen Ehemann und wurde zweifache Mutter. Wider Erwarten war ihr Aufenthalt in Auschwitz und ihre kurze Kindheit lange Zeit kein Thema innerhalb ihrer Familie. Nachdem sie trotz Zögern eine Gedenkfeier in Auschwitz besucht hatte, fand sie den Willen über ihre Geschichte zu schreiben, veröffentlichte ihre Autobiographie „Ein Mädchen allein auf der Flucht“ und berichtete, unter anderem an unserer Schule, über ihre Vergangenheit.
Sie erzählte uns aufgeschlossen ihre Geschichte und zeigte sich offen für unsere Fragen. Sie selbst sieht es als Aufgabe, die heutige Jugend aufzuklären und der Diskriminierung von Minderheiten vorzubeugen. Wir waren alle sehr gerührt und äußerst dankbar, an ihrer Geschichte teilhaben zu dürfen.
Ich bin beeindruckt.
Ein sehr guter Artikel.
Sehr schön geschrieben. Ich finde es gut das sich Junge Menschen solchen Themen widmen. Nur ein Leben mit Akzeptanz und Toleranz ist für alle Lebenswert.