Ein Update zu dem Krieg in der Ukraine und die Bedeutung des achten Mai
Wie sich Geschichte wiederholt, ohne dass aus vergangenen Katastrophen gelernt wurde, haben wir in den letzten Wochen und Monaten in Europa hautnah miterlebt. Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon sehr viel länger, als von Staatsoberhäuptern und Politikwissenschaftlern aus der ganzen Welt zunächst angenommen wurde. Inwieweit sich die Situation in der Ukraine seit unserem letzten Artikel über den Krieg verändert hat und warum der achte Mai als ein zentraler Tag in der Geschichte dieses Krieges erwartet wurde, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
Bis zum fünften Mai hat der Krieg laut dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte über 3280 Todesopfer unter der zivilen Bevölkerung gefordert, darunter rund 231 Kinder. Es ist mittlerweile sehr wahrscheinlich, dass Vladimir Putin sich nicht auf die Besitzansprüche der Gebiete im Donbass Luhansk und Donezk beschränken wird, sondern stattdessen versucht, die gesamte Ukraine einzunehmen.
Eine der am meisten umkämpften Städte in der Ukraine ist die Hafenstadt Mariupol. Sie liegt im Separatistengebiet Donezk und hat deshalb eine so große Bedeutung für Russland, da sie eine direkte Landverbindung zwischen der Krim, die bereits 2014 von Russland annektiert wurde, und dem Donbass darstellt. Außerdem befinden sich in Mariupol zwei Stahlwerke, die die Stadt zu einem wichtigen Industriestandort machen. Des Weiteren war Mariupol lange ein Stützpunkt des Asowschen Bataillons. Das Regiment Asow, wie es heute genannt wird, entstand aus der ukrainischen Neonazi- Gruppierung „Patriot der Ukraine“. Sie war für ihren rechtsextremistischen Gründer und ihre ideologischen Motive bekannt. Spätestens seitdem das Regiment jedoch 2014 nach der Annexion der Krim Mariupol, was ebenfalls bekämpft wurde, verteidigte, gilt das Regiment als eine Eliteeinheit, die sich um die Sicherheit und das Wohlergehen der Ukraine kümmert. Daher werden die Mitglieder des Regiments auch jetzt noch von ihrem Volk als Helden in dem Krieg gegen Russland gefeiert.
Obwohl das Regiment heute nichts mehr mit den ideologischen Motiven des Rechtsextremismus zu tun haben will, bietet seine Vergangenheit und sein Ursprung immer noch Angriffsfläche für Putin, der es als den Beweis für das Nazitum in der Ukraine sieht und auf dieses Argument seine gesamte Kriegs- Propaganda stützt. Was uns nun zu der Bedeutung des achten beziehungsweise des neunten Mai für Putin und Russland bringt, denn auch dieses Datum hat mit der russischen Kriegspropaganda zu tun.
Der achte Mai 1945, der Tag an dem Deutschland kapitulierte und somit den zweiten Weltkrieg verlor, steht nicht nur für den Kriegsgewinn der Alliierten gegenüber Deutschland sondern auch für den Sieg über das Nazitum und Hitler. Nach dem Kriegseintritt der USA in den zweiten Weltkrieg wurde die Situation für Deutschland zunehmend aussichtsloser. Der Krieg in der Luft war schon verloren, nun kam es zu einem Zwei- Fronten- Krieg mit den Alliierten, also England, Frankreich und den USA auf der einen Seite, und der roten Armee, der Armee der Sowjetunion, zu der auch das heutige Russland und die Ukraine gehörten, auf der anderen. Am 30. April drang die rote Armee bis nach Berlin vor und hisste ihre Flagge auf dem Reichstagsgebäude, woraufhin sich Hitler das Leben nahm. Acht Tage später, am achten Mai kapitulierte Deutschland und der zweite Weltkrieg war vorbei.
Seit 1965 war der neunte Mai ein gesetzlicher Feiertag in der Sowjetunion und ist seit 1995 nach einer Phase der Aufarbeitung der wichtigste Feiertag in Russland um dem Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zu gedenken. Traditionell gibt es eine Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau, bei der Tausende Soldaten aufmarschieren und die Atommacht Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge zur Schau stellt. Schon im Vorfeld wurden in den letzten Wochen im russischen Staatsfernsehen immer wieder Angriffe russischer Soldaten mit Raketen, Kriegsschiffen und Flugzeugen auf die Ukraine gezeigt. In seiner Rede zum 77. Jahrestag des neunten Mai bezeichnete Putin am Montag den Angriff auf die Ukraine als Präventivangriff der rechtzeitig, richtig und die einzige Möglichkeit war, ein Eingreifen der Nato in die Volkssouveränität der Staaten der ehemaligen Sowjetunion zu verhindern. Seiner Meinung nach kämpfen die russischen Soldaten dafür, dass niemand die Gräueltaten der Nazis im zweiten Weltkrieg vergisst und diese sich nie wiederholen.
Große Kriegserfolge in diesem Krieg konnte Putin in seiner Rede nicht aufgreifen und wir können nur hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleibt.
Wenn ihr bei diesem Thema auf dem Laufenden bleiben wollt, kommt ihr hier zum Newsticker des Krieges von der Tagesschau: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-dienstag-123.html