„Der Junge auf dem Berg“ – Buchrezension

„Der Junge auf dem Berg“ – Buchrezension

27. August 2019 0 Von Charlotte Wiesner

Der Roman „Der Junge auf dem Berg“ von John Boyne thematisiert die Geschichte eines Jungen, der beginnt an die nationalsozialistische Ideologie zu glauben und diese mit allen Mitteln zu verteidigen.

Pierrot, der mit seiner französischen Mutter, seinem deutschen – vom Ersten Weltkrieg geprägten – Vater und seinem jüdischen Freund Anshel in Paris aufwächst, wird nach dem Tod seiner Eltern zu seiner Tante auf den Obersalzberg in den Berghof, Adolf Hitlers Sommerresidenz, geschickt. Dort macht er die Bekanntschaft mit „dem Führer“, und Peter, wie er von da an genannt wird, steht somit vollkommen unter dessen Einfluss. Schon nach kurzer Zeit ist Peter so eingenommen von Hitlers Person und dessen Ideologie, dass er alles für ihn tun würde.

John Boynes Roman eröffnet uns einen neuen Blick auf die NS-Zeit, indem er die Täterperspektive beleuchtet. Er lässt den Leser Pierrots Geschichte durch den eindringlichen Schreibstil miterleben, sodass man in der Lage ist, seine Handlungen ein Stück weit nachzuvollziehen.
Die Geschichte wirkt an einigen Stellen sehr konstruiert, doch dies bietet oft nur einen tieferen Einblick in das Leben am Berghof und verleitet dazu, sich noch stärker mit Pierrot zu identifizieren.
Anfangs empfindet man den Weg zum Fanatismus und den daraus resultierenden blinden Gehorsam nach, woran auch der „Führerkult“ verdeutlicht wird: der Weg, der ihn seine Wert und damit auch seinen ehemaligen Freund und seine Mutter vergessen, am Ende sogar hassen lässt. Durch seinen blinden Gehorsam erhält er immer mehr Privilegien und damit auch mehr Macht. Von dieser Macht betört, unterliegt er immer mehr „dem Willen des Führers“, welcher sogar Menschenleben fordert.
Erst nach der Einnahme der alliierten Mächte bricht für ihn eine Welt zusammen und erst dann wird er sich der Folgen seiner Taten bewusst.

Ich persönlich denke, dass es sehr wichtig ist, die NS-Zeit von beiden Seiten zu beleuchten, denn nur durch die Täterperspektive kann man verstehen, dass es immer wieder zu derartigem kommen kann, und vor allem hat es mir zum Teil die Frage beantwortet, warum es überhaupt dazu kommen konnte.