Portrait eines Denkers -425. Geburtstag des Philosophen René Descartes

Portrait eines Denkers -425. Geburtstag des Philosophen René Descartes

31. März 2021 0 Von Charlotte Wiesner

Damals wie heute war und ist Descartes einer der bedeutendsten Denker. Als Mathematiker entwickelte er die Grundlagen der analytischen Geometrie und gilt in der Philosophie als Begründer des Rationalismus. Die Grundlagen dieser Theorie und was diese mit Matrix zu tun hat, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Was kann ich wissen?

Mit vier Fragen, welche jeweils für einen Teilbereich der Philosophie stehen, ordnete Kant die Philosophie neu. Eine dieser vier Fragen umfasst den Bereich der Erkenntnistheorie. Hierbei werden Fragen nach Wahrheit, Wirklichkeit und Erkenntnis gestellt und mit unterschiedlichen Theorien beantwortet. Von der Antike bis heute haben sich zahlreiche Denker der Suche nach Antworten auf diese Frage gewidmet.

Zu Zeiten Descartes herrschten diesbezüglich zwei gegensätzlich zueinander stehende Vorstellungen vor.  Vertreter des Empirismus (grch. empeiria-Erfahrung), darunter David Hume, John Locke u.v.m, nahmen vereinfacht gesagt an, dass all unser Wissen auf unseren Sinnen beruht, mithilfe derer wir in Berührung mit der Welt treten können. Es gäbe also eine Welt, aus der die Erkenntnis gewonnen werden könne. Die Sinne bilden hierbei gewissermaßen den Zugang zu dieser Welt.

„Sapere aude, incipe.“

Als Begründer des Rationalismus (lat. ratio-Verstand) kritisiert Descartes diese Theorie jedoch vehement. Denn, da unsere Sinne uns täuschen könnten, sei auf diese kein Verlass. So sei das Einzige, worauf sich Erkenntnis stützen könne, der Verstand. Dies veranschaulicht Descartes in dem bekannten Wachsbeispiel.

Betrachtet man ein Stück Wachs in dessen kalter Form, so stellt man mit seinen Sinnen Eigenschaften fest. Das Wachs ist hart und kalt. Wird nun aber das Wachs erhitz, verändert es seine Eigenschaften. Das Wachs ist jetzt weich und warm. Allein durch die Sinne lässt sich nun nicht mehr sagen, dass das Wachs Wachs ist. Nur mittels unseres Verstandes offenbart sich uns das Wachs als solches. Folglich müsse der Mensch, um Wahrheit zu erlangen, „clare et distincte“ (klar und differenziert) denken.

Nicht anders als Horaz es mit den Worten „Sapere aude, incipe“ formuliert oder Kant es später durch den Ausspruch „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ aufgreift, forderte auch Deascartes als Zeitgenosse der Aufklärung (Zeitalter der Vernunft) eben jenes. Doch er geht noch einen Schritt weiter.

„Cogito, ergo sum.“

So wäre es doch möglich, dass ein böser Geist von uns Besitz ergriffen hat oder, wie man es heutzutage wohl eher beschreiben würde, wir in einer Simulation leben könnten. Sollte dies der Fall sein, der sich nicht ohne Weiteres widerlegen lässt, muss ganz und gar alles hinterfragt und angezweifelt werden. Doch wenn ich alles anzweifle, was bleibt dann als Evidenz (unumstößliche Wahrheit)? Descartes sagt, dies sei der Zweifel selbst. Schließlich muss etwas existieren, das diesen Zweifel hat, das denkt. Dies sei das Ich als „res cogitans“ (denkende Substanz). All jenes fasste Descartes mit den Worten „Cogito, ergo sum“(„Ich denke, also bin ich.“) zusammen.

Diese Überlegungen machen ihn zum Begründer des Rationalismus. Hegel behauptet sogar, mit Descartes habe überhaupt erst das neuzeitliche Denken begonnen. Sicher ist, dass er sich Fragen stellt, welche für die Philosophie immer von großer Bedeutung sein werden, und Antworten gab, die unser heutiges Verständnis bzw. Ideal eines vernunftorientierten Denkens und Handels erheblich prägen.

Sein Schaffen ist natürlich wesentlich umfangreicher, weshalb ein einziger Artikel dem nicht gerecht werden kann. Doch vielleicht ist das Interesse des einen oder anderen geweckt, sich noch intensiver mit Descartes und seiner Philosophie auseinander zu setzen.