Neuengamme

Neuengamme

21. März 2019 0 Von Charlotte Wiesner

Am Montag, den 4. März 2019, besuchten wir, der gesamte neunte Jahrgang, die Konzentrationslagergedenkstätte Neuengamme. Neuengamme war von 1938 bis 1945 ein Arbeitslager mit mehr als 100.000 Inhaftierten, von denen nur jeder zweite überlebte.

Als wir ankamen und über den Appellplatz liefen, wirkte dieser geschichtsträchtige Ort so unwirklich, dass man sich kaum vorstellen konnte, welches körperliche sowie seelische Leid die inhaftierten Menschen hier ertragen mussten und dass genau dort so viele Menschen starben. Ihnen wurde alles genommen, nicht nur das Leben, sondern es wurde ihnen auch die Auslebung ihrer Kultur und ihre Selbstbehauptung verwehrt – alles, was uns individuell macht.
Mit diesen Themen, also Selbstbehauptung und Kultur, aber auch Widerstand, setzten wir uns im Rahmen einer Führung gedanklich besonders intensiv auseinander. Dabei bearbeiteten wir Biografien und sahen uns viele Zeichnungen der Häftlinge an, die mich persönlich besonders stark bewegten. Die Bilder zeigten die Menschen in ihren furchtbaren Lebensumständen. Sie wirkten so, als wäre alles Leben aus ihnen entwichen, ihre Körper waren so abgemagert, dass sie wie Leichen aussahen. Oft haben sie sich auch in Porträts vergegenwärtigt, denn dadurch ersetzten sie ihre Nummer, die ihnen gegeben wurde, mit einer Persönlichkeit, die individuell ist und sich durch so viel mehr definiert als eine Zahl oder die Religion. Doch solche Zeichnungen waren nicht gestattet und es wurde hart bestraft. Somit war schon dies eine Art von Widerstand, was man sich heutzutage wohl kaum noch vorstellen kann.
Mit den Bildern im Kopf gingen wir weiter zum Klinkerwerk. Dort wurden uns die unmenschlichen Arbeitsbedingungen geschildert. Am Ende der Führung gingen wir noch in das Haus des Erinnerns. Hier sind alle Namen derer genannt, die im Konzentrationslager Neuengamme systematisch zu Tode geführt wurden. So wurde, um an die grausamen Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern, ein Ort des Gedenkens erschaffen und immer noch kommen Verwandte der Opfer zum Trauern.

Und während wir heute die 42.900 Namen an den Wänden sehen, wird es uns umso deutlicher, dass Derartiges nie wieder geschehen darf.