Gespaltenes Deutschland wieder vereint? 60 Jahre Mauerbau

Gespaltenes Deutschland wieder vereint? 60 Jahre Mauerbau

13. August 2021 0 Von Emily Brieske

Heute. Am 13. August, vor exakt 60 Jahren, begann der Bau der Berliner Mauer.

Vor 60 Jahren, also in der Nacht vom 12. auf den 13. August gab der DDR-Staatsratsvorsitzende, SED-Parteiführer und Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, Walter Ulbricht den Befehl, die letzte „unbewachte“ Grenze der DDR, die letzte Fluchtmöglichkeit, die Sektorengrenze in Berlin zu schließen, um die DDR gänzlich abzuschotten oder anders gesagt, um West-Berlin abzuriegeln. Ulbricht wollte dies eigentlich schon seit 1954, als es zu den ersten Spannungen zwischen den West- und den Ostmächten kam, doch Chruschtschow, der derzeitige Regierungschef der Sowjetunion, ließ dies erst 1961 zu und auch nur, weil er keinen anderen Ausweg aus der Bevölkerungsflucht sah. Das es überhaupt erst zu der Ausfühung dieser drastischen Maßnahme kam lag nämlich hautsächlich daran, dass zu viele Bürger, in arbeitsfähigem Zustand, aus der DDR und um genauer zu sein vor der SED-Diktatur flohen. Durch die Mauer wurden über Nacht Familien auseinander gerissen, Straßen durchtrennt und Jobs gekündigt. Die Arbeitsstelle war nämlich plötzlich im „anderen Land“, aufgrund von einer, anfangs noch provisorischen und bald ausgebauten, letzendlich 156,4 km langen Mauer aus bis zu 4 Meter hohen Betoplatten mit einem innen- und Außenwall, dazwischen den „Todesstreifen“, mit Minenfeldern, Stacheldraht und schussbereiten Soldaten. Verständlicherweise war die östliche Bevölkerung erst ein Mal in einem Zustand von Schock und Erstaunen erstarrt. Doch es gab die Aktiven. Die, die gegen die Mauer protestierten. Die, die DDR-Bürgern die es wünschten, bei der Flucht halfen.

Die SED versuchte es dem Volk zu verkaufen, dass die Mauer zum Schutze errichtet wurde und nicht, um sie einzusperren. Doch die Westmächte waren nicht sonderlich erpicht darauf, dem ostlichen Volk zur Hilfe zu Eilen, denn sie wollten, genau wie die DDR auch, die Krise, welche zum Mauerbau geführt hatte abwenden und die Situation deeskalieren also galt „Du machst mit deinem Garten deine Sache und ich mit meinem meine und solange du nichts in meinem Garten kaputt machst, ist alles im Reinen“. So starben mehr als 600 mutige Flüchtlinge und Reisende durch das DDR-Grenzregime.

Doch die Mauer fiel . Die DDR-Bürger waren plötzlich „frei“, ob alle das gewollt hatten, dass ihr Land aufgelöst wurde, ist eine andere Sache. Denn die friedlichen Demonstrationen gegen die Regierung und den Sozialismus in der DDR 1989, die Reformen Gorbatschows und die Wirtschaftskrise zwangen, bzw. bezwangen die DDR-Diktatur und wurden ihr zum fatalen Verhängnis, was im Mauerfall 1990 gipfelte.

 

Heute wie damals gilt allgemein und vielleicht auch eher unterbewusst, die Devise wegschauen und vergessen beim Thema DDR. Das SED-Regime wird heutzutage in Deutschland oft ignoriert. Dabei waren es 40 Jahre, die unsere deutsche Nation entzweiten. Uns zu „Ossies“ und „Wessies“ machten. Die „Westler“ arrogant auf die östliche Bevölkerung herabschauen ließen und uns eben nicht nur als deutsche Volksgemeinschaft anzusehen. Gespalten und wieder zusammeneführt. Vieles sollte wieder aufgewickelt werden, was zu lange unter den Teppich gekehrt wurde. Wie war das Leben damals, in der DDR? Das lernen Kinder nicht. Man bekommt meist nur die negativen Aspekte aufgetischt, wenn man danach fragt. Nach 21 Jahren der Wiedervereinigung ist es also Zeit unsere eigene Geschichte zu reflektieren ohne zu bewerten und ohne Schuld zuzuweisen.

Wir als Volk müssen lernen von Vorurteilen loszulassen und mit „der anderen Seite“ in Kontakt treten, sonst driften wir als Gemeinschaft, als Zusammenspiel von östlicher und westlicher Kultur so weit auseinander, dass es kein zurück mehr gibt. Denn es gibt nichts auf dieser Welt was nur gut oder nur schlecht ist, also lernen wir beide Seiten der Münze warzunehmen und das Gute auszubauen, um das Schlechte einzugrenzen. Wir müssen einen Weg zu einander finden. Wieder zu einander. Wieder eins werden. Nur so können wir als vereintes Deutschland leben und die Vergangenheit überdecken und verarbeiten.

Also, gedenken wir 60 Jahre Mauerbau!

Die Mauer ist heute noch eines oder wahrscheinlich sogar das wichtigste Symbol des Kalten Krieges und der Spaltung Deutschlands, sowie des Sozialismus und der Mauerfall steht bis zu diesem Tag für die Wiedervereinigung eines entzweiten Landes.

Von Emily Brieske