STORYTIME

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17. November 2017 Aus Von REDAKTION

Geschichte von Laura Voß

Der große Brand von Hamburg

Hamburg 1842.
Es war spät, als ich letzten Abend nach Hause kam. Die Luft war kalt und es herrschte Stille. Selten ist es still in einer Stadt wie Hamburg. Etwas war anders, das habe ich gespürt. Ich lief durch die engen Gassen, am Hafen entlang. Mir war kalt und ich zitterte. Eine Ratte huschte quiekend über den Weg. Endlich, als ich an meinem Haus ankam, war ich froh das Warme betreten und mich ausruhen zu können. Hätte ich da nur schon gewusst, was noch passieren würde.
Doch erstmal zu meiner Person. Ich bin Peter Clausen, Kaufmann in Hamburg. Meine Frau und meine 3 Kinder, sind das Wertvollste, das ich habe. Und das, obwohl ich zum Teil, sehr wertvolle Teppiche und Gewürze verkaufe. Wir wohnen in einem schönen Kontos-Haus mitten in der Speicherstadt.
Doch nun weiter: Im Haus war es angenehm warm, und ich hörte meine Söhne lachen und spielen. Meine Frau hatte gekocht, und es roch köstlich. Sie rief gerade zum Essen, als ich die Tür betrat.
Auf einmal hörte man von draußen einen lauten Knall und dann schrille Schreie. Ich zuckte zusammen. Mein jüngster Sohn kam blass im Gesicht angelaufen, zupfte mir am Ärmel und zeigte aus dem Fenster in Richtung der Innenstadt. Ich erschrak, es brannte. Ein riesiges Feuer war ausgebrochen. Die lodernden Flammen zogen vom Wind geweht, direkt zu uns herüber.
Ich hörte, wie meine Kinder angefangen hatten zu weinen. Meine Frau nahm nervös meine Hand, diese war kalt. So schnell es ging, dachte ich über einen Plan nach. „Packt in den großen Koffer das Nötigste. Los, los beeilt euch, wir müssen hier raus“.
Mir fiel es schwer so ruhig zu bleiben, die Angst, alles zu verlieren oder gar zu sterben, erfüllte meinen Körper. Bei dem Gedanken meine Familie qualvoll zu verlieren, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich schaute aus dem Fenster und erstarrte. Das Feuer war da. „Jetzt ist alles zu spät“, sagte ich mir. Aber ich musste stark bleiben.
Schnell scheuchte ich meine Familie aus dem Haus, doch da standen wir den Flammen wehrlos und ohne Chance auf Flucht entgegen.
In Tränen aufgelöst sah ich meine Frau und Kinder neben mir stehen. Immerhin würden wir zusammen sterben. Oder gab es noch einen Ausweg?
Ich ging geradewegs wieder ins Haus hinein: „Schnell“, rief ich gegen den Hitzewall und die knackenden Flammen an. „Wir nehmen den Hinterausgang“. Alle rannten wir vor dem todbringenden Feuer weg.
Doch, was jetzt geschah, damit hatte keiner mehr gerechnet. Der Hinterausgang war verschlossen. Da wären wir sicher gewesen, da wäre das Wasser. „Der Schlüssel?“, schrie meine Frau panisch, „Wo ist er?“ Ich wusste es nicht. Hatten wir überhaupt Einen? Ich sah zum Haupteingang und musste voller Angst feststellen, dass dieser nicht mehr existierte. Wir waren eingeschlossen.
Es gab nur noch eine letzte Möglichkeit, doch war dies machbar? Die Treppe ganz aufs Dach…und von dort aus in den Fleet springen. Im Wasser wären wir sicher. Doch das Haus ist hoch, und der Fluss nicht sehr tief. Egal die letzte Chance konnten wir in diesem Moment nicht verspielen. „Alle aufs Dach“, rief ich „und von da aus alle in den Fleet“. Es war riskant, doch ich spürte schon die beißende Hitze im Nacken, und der Qualm nahm mir jegliche Luft zum Atmen.
Auf dem Dach angekommen, sahen wir erst das ganze Ausmaß des riesigen Feuers. Wir waren von den Flammen umringt. Von hier oben sah es aus, als ob die ganze Stadt brennen würde. Wir mussten springen. Ich zuerst. Wenn ich gestorben wäre, hätte meine Familie etwas anderes probieren müssen.
Der Sprung kostete viel Überwindung, und der warme mir entgegenkommende Wind vom Feuer, brannte in den Augen. Der Aufprall auf dem Wasser raubte mir, für den Bruchteil einer Sekunde, den Atem, und ich tauchte unter. Die kurze Zeit, die ich unter Wasser war, fühlte sich alles ruhig und friedlich an. Das Wasser war dennoch kalt und dreckig. Aber ich spürte eine Art Erleichterung, dass es geklappt hatte. Nun der Rest. „Springt“, rief ich.
Man sah schon die Feuerwand auf der anderen Seite des Hauses. Mein Herz pochte schneller. Es war also doch noch nicht vorbei… Nun sprang einer nach dem anderen. Jeder schaffte es.
Jetzt hörte ich Stimmen. Die Bewohner der umliegenden Häuser, taten es uns gleich und mittlerweile füllte sich Fluss mit Menschen. Schreie und lautes Weinen war aus allen Richtungen zu hören.
Jetzt nach etwa 15 Minuten schwimmen wir hier immer noch. Meine Söhne kämpfen schon. Und auch ich werde langsam schwächer. Doch was ist das? Auf einer Brücke ein Stückchen weiter, stehen Leute, die die Bewohner der mittlerweile niedergebrannten Häuser, mühevoll aus der Elbe ziehen. Auch wir werden jetzt hoffentlich gerettet. Doch das Feuer breitet sich gefährlich weiter über die Brücken aus.
Schutt und Asche von den Häusern rieseln auf uns herab. Überall qualmt es. Ein angekokelter Teddybär schwimmt auf dem Wasser. Ich muss schlucken. Jetzt wird mir klar: Alles was wir bis jetzt besessen haben, ist weg.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Drei Männer rufen uns zu. Und mit letzter Kraft vom ständigen Gepaddel mit den Armen, schwimmen wir zu ihnen.
Jetzt werden wir von einem von Ihnen begleitet. Uns allen ist kalt, und die nasse Kleidung klebt am Körper. Mein jüngster Sohn nimmt meine Hand.

Wie wird es jetzt wohl weitergehen?