Der 3. Oktober-Endlich ein vereintes Deutschland?
Das Jahr 1989 soll als annus mirabilis in die Geschichte eingehen. Im gesamten Ostblock gehen die Menschen auf die Straße und fordern mit friedlichen Demonstrationen die Volkssouveränität, alle Macht soll von dem Volk ausgehen. Im Zuge dessen öffnet Ungarn die Grenzen für DDR-Bürger, sodass viele Menschen fliehen. Am 9. November desselben Jahres fällt schließlich die Mauer, die Deutschland für fast 30 Jahre trennte.
Wie kam es zur Vereinigung?
Die nächsten Schritte bestanden nun aus langen und mühseligen Verhandlungen, da sich weder die Alliierten noch Ost- und Westdeutschland darüber einig waren, wie es nun weiter gehen sollte. Die Alliierten, doch auch Länder wie Österreich, fürchteten ein vereintes Deutschland – zu tief saß noch der Schrecken des Krieges und des nationalsozialistischen Regimes. In Deutschland selbst gab es Streitigkeiten über den Verbleib der DDR. Sollte diese den Anschluss an die BRD ablehnen und als souveräner Staat weiter agieren, sollte es zu einer gleichberechtigten Einigung kommen oder zu einem sofortigen Beitritt der BRD?
Letzteres war schließlich das Ergebnis der Volkskammerwahlen im März des Jahres 1990. Und auch mit den Alliierten konnte man sich auf den Völkerrechtlichen Vertrag einigen. Besonders die Bemühungen des derzeitigen Bundeskanzlers Helmut Kohl ebneten den Weg zur Wiedervereinigung durch den Beitritt der wiederhergestellten Länder der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetztes am 3. Oktober. Es ist dieser Tag, den wir noch heute 30 Jahre später als Tag der deutschen Einheit feiern.
Welche Bedeutung hatte es für die Meschen?
Die große Bedeutung dieses historischen Ereignisses ist unserer Generation vielleicht nicht immer bewusst, da die meisten von uns Deutschland nicht anders kennen und vermutlich auch nicht anders wahrnehmen. Tatsächlich zeigt eine Studie der Otto Brenner Stiftung, dass der jeweils andere Teil Deutschland von den wenigsten Befragten als fremd empfunden wird und auch die Wiedervereinigung gilt zunehmen bei einem Großteil als ein positives Ereignis. Folglich ist die Mauer auch in unseren Köpfen so gut wie gefallen, doch der Weg dorthin war lang und beschwerlich und ist auch heute noch nicht beendet.
Denn nicht nur die endlich erlangte Freiheit durch das Ende des „Unrechtstaates“ war das Endprodukt der Wiedervereinigung. Für viele ehemalige DDR-Bürger bedeutete dies alles eine unfassbar große Unsicherheit, der sie sich stellen mussten. Schließlich brach ein ganzer Staat zusammen und mit diesem der Glaube an dessen Ideologie – eine Ideologie, die so vielen so sehr eingetrichtert wurde, dass 1990 ganze Weltanschauungen in Trümmern lagen.
Wie kann das geteilte Deutschland wieder zusammenwachsen?
Bevor man sich den demokratisch-liberalen Werten des Westens anschließen konnte, musste jeder einzelne auch mit seiner persönlichen Vergangenheit abschließen. Hierbei spielte auch das Gesetz zur Einsicht in die Stasi-Akten eine wichtige Rolle. Alles und jeder wurde Opfer des riesigen Überwachungsnetztwerkes oder wurde sogar Teil dessen. Nicht nur der Nachbar bespitzelte den anderen, sondern auch Freunde und Verwandte konnten einander nicht mehr trauen. Jede Information wurde gesammelt und dokumentiert. Das Ergebnis sind über 100 Kilometer Akten, in welche betroffene heute Einsicht erhalten können.
Zudem fühlten sich Ostdeutsche oft vom Westen bevormundet und ignoriert, was teilweise der Fall gewesen ist. Man könnte sogar sagen, dass Ostdeutschland das westdeutsche System regelrecht übergestülpt wurde. Doch die Ostdeutschen forderten ihre Souveränität ein, so sind ihren Stimmen in der Politik immer besser vertreten. Dass Angela Merkel als Ostdeutsche 2005 Bundeskanzlerin wurde, hat dahingehend eine wichtige Bedeutung.
An dieser Stelle lässt sich außerdem festhalten, dass es Wichtig ist, sich spezifisch den ostdeutschen Stimmen zuzuwenden. Denn die letzten Demokratieversuche, welche auch Ostdeutschland betrafen, lagen mit den ersten unsicheren Schritten der Weimarer Republik knapp 70 Jahre zurück und wohlgemerkt waren diese 70 Jahre vom Nationalsozialismus und der DDR maßgeblich geprägt. Da ist es kein Wunder, wenn man anfangs der Demokratie skeptisch gegenübersteht und sich mit dieser Umstellung schwer tut.
Nun aber sind 30 Jahre vergangen und es ist an der Zeit, ein vereintes Deutschland zu sehen. Auch wenn z.B. die Löhne in den neuen Bundesländern geringer sind, so muss man akzeptieren, dass die Angleichung noch kein abgeschlossener Prozess ist. Wir können jedoch daran Erinnern und damit unseren Teil zur Aufarbeitung beitragen, auch indem wir Verständnis für die Geschichte der Ost- sowie Westdeutschen aufbringen. Wir können aufhören in den Kategorien Ost und West zu denken, um die Mauer, welche zum Teil auch in unseren Köpfen noch steht, endlich niederzureißen.