Massentierhaltung – Der Irrsinn unserer heutigen Tierhaltung

Massentierhaltung – Der Irrsinn unserer heutigen Tierhaltung

25. Februar 2020 0 Von Livija Furken

Deutschland ist eine Nation, in der sehr viel Fleisch gegessen wird. Genauer gesagt betrug der durchschnittliche Pro-Kopf Fleischverbrauch eines Deutschen im Jahre 2018 61,2 Kilogramm, also über ein Kilo Fleisch pro Woche. Diese Menge kommt durch den Gewohnheitswandel vom Sonntagsbraten zur „Aufschnitt-Gesellschaft“ zustande.

Heutzutage steht in vielen deutschen Haushalten Fleisch beinahe täglich auf dem Speiseplan und hat sich so von einem Luxusgut in ein Billigprodukt verwandelt. Denn um täglich Fleisch genießen zu können, muss der Preis natürlich möglichst gering sein und genau da liegt das Problem. Durch den steigenden Fleischkonsum und die gleichzeitige Unwilligkeit der Verbraucher, einen angemessenen Preis für das Produkt zu zahlen, stehen die Bauern unter dem immensen Druck, viel Fleisch mit möglichst wenig Kostenaufwand zu produzieren. Wie die Bauern früher, nur ein paar Tiere im Stall zu haben, lässt sich mit der Mentalität der Bürger nicht mehr vereinen. Um die Fleischproduktion dem Ernährungswandel anzupassen, musste man sich etwas überlegen. Und die Lösung für das Problem war die Einführung der Massentierhaltung.

Doch was genau ist Massentierhaltung?

Der genauen Definition des Duden zufolge ist Massentierhaltung, fachsprachlich korrekt Industrielle Tierhaltung oder Intensivtierhaltung genannt, die „ Technisierte Tierhaltung in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte“. Das heißt nichts Weiteres, als viele Tiere auf kleinstmöglichem Raum unter meist nicht artgerechten Bedingungen zu halten, um den Fleischhunger der steigenden Bevölkerung zu stillen. Genau für diesen Zweck werden mittlerweile fast doppelt so viele Tiere in solchen Großbetrieben gehalten, wie es Menschen gibt. Ihren Ursprung fand die Massentierhaltung bereits zur Zeit der Industrialisierung und startete ihren Durchbruch nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Seitdem steigt die Anzahl in einem einzelnen Betrieb gehaltener Tiere immer weiter an, während sich die Anzahl der Betriebe gleichzeitig verringert.

So werden kleinere Betriebe nach und nach verdrängt, da sie mit der billigen Konkurrenz nicht mehr mithalten können und so einzelne Großbetriebe mehr Platz auf dem Markt einnehmen. Damit steigt die Anzahl von Menschen, die ein Betrieb zu ernähren hat, immer weiter an. Deshalb kann es für einen Hof von jetzt auf gleich sehr schwierig werden, mitzuhalten, da die Ansprüche immer weiter steigen, er sich aber eine Modernisierung nicht leisten kann und so zugrunde geht. Neben diesen wirtschaftlichen Problemen bringt diese Art der Tierhaltung auch sehr viele Nachteile für Mensch, Tier und Umwelt mit sich: Tiere in Betrieben mit Intensivtierhaltung werden unter oft schlimmen Bedingungen gehalten. Der kleine Raum, auf dem sie gehalten werden, verwehrt ihnen jegliche Art der Ausführung natürlicher Verhaltensweisen. Während ein Huhn draußen normalerweise auf der Wiese läuft und Sandbäder macht, wird es in den Großbetrieben mit bis zu 6 anderen Tieren auf einem Quadratmeter gehalten. Ihr ganzes Leben lang kommen Legehennen und Masthähnchen, genauso wie Puten, Schweine und Rinder so nicht ein einziges Mal nach draußen. In der Putenmast wird das Licht auch in der Nacht angelassen, damit sie rund um die Uhr fressen. Masthähnchen wurden die Brustmuskeln so groß gezüchtet, dass sie am Ende ihrer Mastzeit oft nicht mehr laufen können, da ihre Beine das eigene Körpergewicht nicht mehr tragen und brechen.

Aufgrund dieser schlechten Haltungsbedingungen sind die Tiere gestresst und reagieren ihren Artgenossen gegenüber teilweise aggressiv. Um Verletzungen vorzubeugen, werden Ferkeln die Ringelschwänze gekürzt, Hühnern und Puten die Schnäbel. Die Enge fördert gleichzeitig die Verbreitung von Krankheiten und so sterben viele Tiere, noch bevor sie bereit für die Schlachtung sind. Doch auch für den Verbraucher ist die Intensivtierhaltung auf verschiedene Weise nicht gut. Denn um den Ausbruch einer Epidemie innerhalb eines Stalles zu verhindern, werden den Tieren regelmäßig präventiv Antibiotika über das Futter oder das Wasser gegeben, welche dann als ungesunde Rückstände im Fleisch auf unseren Tellern landen. Durch die unnötige Aufnahme von Antibiotika kann es schließlich zur Bildung von multiresistenten Keimen kommen, welche für unsere Medizin ein großes Problem darstellen.

Auch auf unsere Umwelt hat die Intensivtierhaltung negative Auswirkungen. Denn neben dem Ausstoß klimaschädlicher Gase durch die Rinderhaltung werden riesige Mengen Gülle produziert und ein großer Teil davon wird auf dem Feld ausgetragen. Doch selbst die Pflanzen auf den Feldern können diese enormen Mengen nicht verarbeiten und so werden die Felder überdüngt. Der Überfluss an Gülle gelangt ins Grundwasser und sorgt für erhöhte Nitratgehalte, die für uns Menschen ungesund sind.

Die Intensivtierhaltung bringt also nicht nur unermessliches Tier Leid mit sich, sondern schadet gleichzeitig noch unserer Umwelt und auch uns selber. Deshalb muss sich etwas ändern, da es so nicht für immer weitergehen kann. Und die Veränderung beginnt bei den Verbrauchern. Denn, dass wir alle viel Fleisch essen, dafür aber nicht viel bezahlen wollen, funktioniert nicht. Überdenken wir alle unseren Konsum tierischer Produkte und überlegen uns vor dem Regal im Supermarkt, ob wir nicht doch lieber Fleisch, Milch und Eier von kleineren Betrieben aus der Region kaufen, die die Tiere artgerecht halten, so stoppen wir nicht nur das Tier Leid, sondern tun uns und unserer Umwelt gleichzeitig auch noch etwas Gutes!